Rückblick auf einen vielfältigen Tag
zum Thema Kirchenlieder
Musik fasziniert. Musik macht Stimmung. In Musik und Gesang können wir ausdrücken, was uns mit simplen Worten oft nur schwer über die Lippen kommt: Emotionen, Gefühle, Stimmungen. Darum gehört Gesang auch von Anfang an zum Christentum dazu und unterstützt in verschiedensten Liturgieformen das Hineindenken und Hineinfühlen in unsere Glaubenswahrheiten. Aber haben Sie sich schon mal gefragt, ob das, was Sie singen auch Ihren eigenen Vorstellungen von Gott entspricht?
33 Mitglieder unserer Pfarrei haben das am ersten Samstag in der Fastenzeit getan. Unter dem Titel »Glaubst Du, was Du singst?« diskutierten wir über unsere musikalischen Vorlieben, sangen uns durch verschiedene Musikstile und tauschten uns über unsere Gottesbilder aus.
Bewaffnet mit einem Gotteslob und viel Humor vollzogen wir einen Hochgeschwindigkeitsflug durch die Kirchengeschichte von Ambrosius bis Huub Oosterhuis und lernten dabei nicht nur etwas über die Rolle von Musik in Liturgie und Kirche, sondern auch allerlei über uns und unseren Glauben. Inhaltlich bewegten wir uns zwischen Maria, Jesus und verschrobenen Kirchenbildern und machten alle Stationen von Gründonnerstag bis Ostersonntag mit. Wussten Sie schon, dass »O Haupt voll Blut und Wunden« in unserer Pfarrei nur ein einziges Mal im Jahr (nämlich Karfreitag) gesungen wird?
Bei einem Speeddating trafen wir uns als Quadrate, Sterne, Kreise und Dreiecke und sprachen über Lieder, die wir nicht oft genug singen können und über solche, die wir am liebsten aus dem Gotteslob streichen würden, weil die Texte uns gedanklich die Haare zu Berge stehen lassen … Wir stellten sehr schnell fest, dass auch in Bezug auf Kirchenlieder die musikalischen Geschmäcker sehr weit auseinanderdriften. Oft sind Lieblings- und Hasslieder eng mit den eigenen Erfahrungen verknüpft: So werden Sie ein Lied, das sie mit einem verstorbenen Verwandten verbinden, gänzlich anders einordnen als ein solches, das Sie als penetranten Ohrwurm aus Kindergottesdiensttagen in Erinnerung haben.
Besonders viel Eindruck hinterlassen haben die großen Hymnen der Kirchengeschichte wie »Ein Haus voll Glorie schauet« oder »Das Grab ist leer, der Held erwacht«. Oft sind diese Lieder so uralt, dass der Text über die Jahrhunderte hinweg schon mindestens einmal von altbackenen Glaubensvorstellungen gereinigt werden musste. Die Melodie dagegen ist so eingängig und wertvoll, dass sie sich bis in unsere Zeit retten konnte. Ich zitiere unseren Kirchenrechtler Stefan Schweer: »Die Melodie geht einfach ins Blut über. Die Orgel spielt tutti, kein Auge bleibt trocken! Da fühlt man sich fast in der katholischen Ostkurve!«
Ein großes Danke gilt dem fünfköpfigen Vorbereitungsteam, das uns sowohl inhaltlich als auch spirituell und kulinarisch bestens versorgt hat. Sei es Alexanders unvergleichliches Können, Kirche nicht immer so bierernst zu nehmen; Simones Talent, kreative Methoden in kirchliches Denken einzuschmuggeln; Stefans galante Art, Kirchenlieder historisch einzuordnen; Andreas unaufdringliche, aber nachdrückliche Organisation des World-Cafés oder Veronikas liebevolle Weise, auch das letzte Stück Kuchen unters Volk zu bringen: Ihr seid Spitze!
Und wenn Sie – liebe Leserin, lieber Leser – in diesem Jahr nicht beim Geistlichen Tag »Glaubst Du, was Du singst?« teilnehmen konnten: Merken Sie sich schon mal vor, dass im kommenden Frühjahr wieder ein Geistlicher Tag stattfindet. Es lohnt sich!
Sonja Hillebrand
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Bild: Roland Juchem
Am Ende des Tages haben wir im Garten
die Messe gefeiert.