Papst Franziskus ist tot. Das Kirchenoberhaupt starb am am Montagmorgen um 7.35 Uhr, wie der Vatikan mitteilte. Franziskus war seit 2013 Papst und der erste Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri. Im Fokus seines Pontifikats stand der Einsatz der Kirche für die Armen und Ausgegrenzten.

Der als Kämmerer zuständige Kurienkardinal Kevin Farrell gab den Tod des katholischen Kirchenoberhauptes bekannt: „Liebe Brüder und Schwestern, mit tiefer Trauer muss ich Ihnen den Tod unseres Heiligen Vaters Franziskus mitteilen. Um 7.35 Uhr heute Morgen ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt. Sein ganzes Leben war dem Dienst an Gott und seiner Kirche gewidmet. Er hat uns gelehrt, die Werte des Evangeliums mit Treue, Mut und universeller Liebe zu leben, insbesondere zugunsten der Ärmsten und Ausgegrenzten. Mit unendlicher Dankbarkeit für sein Beispiel als wahrer Jünger des Herrn Jesus Christus empfehlen wir die Seele von Papst Franziskus der unendlichen barmherzigen Liebe des dreifaltigen Gottes.“

Anfang des Jahres musste Franziskus wegen einer polymikrobiellen Atemwegserkrankung und einer beidseitigen Lungenentzündung fünf Wochen stationär in der römischen Gemelli-Klinik behandelt werden. Am 23. März wurde er entlassen und kehrte in den Vatikan zurück, wo er weiter unter ärztlicher Beobachtung stand. An den Osterfeierlichkeiten im Vatikan nahm er nur im eingeschränkten Rahmen teil.

Der Gesundheitszustand des Papstes, dem seit einer Operation in jungen Jahren ein Teil eines Lungenflügels fehlte, war in den vergangenen Jahren wechselhaft. Immer wieder erkrankte er an einer Bronchitis und anderen Atemwegsinfektionen. 2021 und 2023 musste er sich Darm-Operationen unterziehen. Seit einem Knochenbruch im Knie im Frühjahr 2022 war er meistens auf einen Rollstuhl angewiesen.

Ausbildung, Ordenseintritt und kirchliche Laufbahn

Franziskus wurde am 17. Dezember 1936 als Jorge Mario Bergoglio im argentinischen Buenos Aires geboren, seine Eltern waren italienischer Abstammung. Nach einer Ausbildung als Chemietechniker trat er 1958 in den Jesuitenorden ein. Er studierte Philosophie und Theologie und wurde am 13. Dezember 1969 zum Priester geweiht. Von 1973 bis 1979 war er Leiter der argentinischen Provinz des Jesuitenordens. Anschließend wurde Bergoglio Rektor der Theologischen Fakultät von San Miguel im Großraum Buenos Aires. Am 20. Mai 1992 ernannte Papst Johannes Paul II. ihn zunächst zum Weihbischof in Buenos Aires und dann am 28. Februar 1998 zum Erzbischof der Hauptstadt-Diözese. Drei Jahre später folgte die Kardinalsernennung, 2005 der Vorsitz der argentinischen Bischofskonferenz.

Bergoglio, der bereits 2005 als „papabile“, also als Kandidat für die Nachfolge des verstorbenen Johannes Paul II. galt, wurde nach den Rücktritt Benedikts XVI. am 13. März 2013 im fünften Wahlgang des Konklaves zum neuen Papst gewählt. Sein Name Franziskus, den er in Anlehnung an den heiligen Franz von Assisi wählte, gab das Programm für sein Pontifikat vor: den Kampf für die Armen, den Frieden und die Schöpfung. Besondere Aufmerksamkeit erlangten seine Umwelt-Enzyklika „Laudato si„, die weltweit auch außerhalb der Kirche Beachtung fand, sowie sein nachsynodales Schreiben „Amoris laetitia„. Darin befasster er sich im Anschluss an die beide Familiensynoden im Vatikan (2014 und 2015) mit dem Thema „Liebe in der Familie“. Kontrovers diskutiert wurde in den Monaten nach der Veröffentlichung über einen möglichen Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene.

Drei Jahre später folgte die nächste Bischofssynode, diesmal zum Thema Jugend. Im daraus resultierenden Schreiben „Christus vivit“ forderte er die Jungen Menschen dazu auf, sich in Kirche und Gesellschaft zu engagieren. Im Oktober 2019 kamen Kardinäle, Bischöfe und Experten erneut im Vatikan zusammen, um bei einer Sondersynode über „neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“ im Amazonas-Gebiet zu sprechen.

In seinem Pontifikat verfügte Franziskus zwei weitreichende Änderungen des Kirchenrechts. Im Anschluss eines Anti-Missbrauchsgipfels in Rom Anfang 2019 wurden mit dem Motu proprio „Vos estis lux mundi“ die Normen im Kampf gegen den sexuellen Missbrauch durch Geistliche drastisch verschärft. Das geänderte Gesetz sah neue Verfahrensweisen für die Strafanzeige vor und führte eine weltweite Anzeigepflicht ein. Zudem regelte es die Untersuchung gegen Bischöfe, die Ermittlungen vertuscht oder verschleppt haben. Im Dezember 2021 trat das neue kirchliche Strafrecht in Kraft. Zu den Änderungen gehörte die Ausweitung der Geltung auch auf Laien, eine Reform der Sexualdelikte und die Aufnahme von bisher in eigenen Gesetzen geregelten „schwerwiegenden Straftaten“ sowie von Wirtschaftsstraftaten unmittelbar in das Kirchliche Gesetzbuch.

Im März 2022 veröffentliche Franziskus die lange erwartete Konstitution „Praedicate Evangelium“ zur Reform der vatikanischen Kurie. Die Reform, deren Teilschritte größtenteils bereits zuvor vollzogen waren, zielte auf eine Reduzierung der Behörden ab. Neu eingerichtet wurde ein „Dikasterium für Evangelisierung“, also die Verkündigung und Verbreitung der christlichen Botschaft. Als Folge der neuen Bestimmungen können nun auch Laien, Männer wie Frauen, kuriale Behörden leiten.

Kontroverse um Liturgie

Für innerkirchliche Kontroversen sorgte Papst Franziskus mit seiner Entscheidung, die Feier der sogenannten Alten Messe wieder stärker einzuschränken. Mit seinem im Juli 2021 veröffentlichten Motu proprio „Traditionis custodes“ („Wächter der Tradition“) legte er fest, dass es jedem Diözesanbischof obliegt, die liturgischen Feiern seiner Diözese zu regulieren und es in seiner alleinigen Zuständigkeit liegt, die Feier der Messe in ihrer außerordentlichen Form zuzulassen. Sein Vorgänger Benedikt XVI. hatte zuvor mit dem Motu proprio „Summorum Pontificum“ (2007) den Zugang zur Feier der Messe nach den Messbüchern vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) erleichtert. Besonders traditionalistische und konservative Kirchenkreise kritisierten Franziskus‘ Entscheidung scharf.

Das größte Projekt seines Pontifikats war der von ihm initiierte weltweite synodale Prozess. Dabei sollen die Gläubigen und die Bischöfe in mehreren Stufen von den Diözesen über die Kontinente bis zur Bischofssynode selbst beraten, was für die Kirche der Zukunft wichtig ist. Als Ziel gab Franziskus an, einen neuen synodalen Umgangsstil in der Kirche zu etablieren. Die beiden Sitzungsperioden fanden im Herbst 2023 und 2024 im Vatikan statt. Das Abschlussdokument sprach sich für eine Dezentralisierung der katholischen Weltkirche und eine stärkere Beteiligung der Basis an wichtigen Entscheidungen aus. Auch die Forderungen nach mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht für Kirchenobere erhielten breite Mehrheiten. Überraschend gab Papst Franziskus die Beschlüsse der Synode unmittelbar zur Veröffentlichung frei und kündigte an, kein nachsynodales Schreiben zu verfassen – ein Novum in der Geschichte der Synoden nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65). Einige Beobachter deuteten dies als Zeichen der Stärkung der Synode.

Als geistliches Testament von Papst Franziskus gilt die im Oktober 2024 veröffentlichte Enzyklia „Dilexit nos“ über die Herz-Jesu-Verehrung. Darin betont er, dass das Herz das Zentrum der menschlichen Identität ist und die Liebe die Grundlage allen (kirchlichen) Handelns sein sollte. Franziskus lädt in dem Text die Kirche zu einer Neubetrachtung der Herz-Jesu-Verehrung ein, die die Liebe Jesu als Quelle des Glaubens und der Nächstenliebe betont (bod/mal, katholisch.de).

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Bischof Dominicus schreibt zum Tod des Papstes an die Menschen
im Bistum Osnabrück

Seinen Brief vom 21. April können Sie hier lesen.

Papst Franziskus – sehr viel und doch zu wenig? Erinnerungen
an ein transformatives Pontifikat

Gedanken von Christian Bauer, Professor für Pastoraltheologie und Homiletik an der Universität Münster, vom 21. April können Sie hier lesen.

Was hinterlässt Franziskus?
Eine Analyse von Luisa Meyer, Christiane Florin und Benedikt Schulz im Deutschlandfunk vom 21. April können Sie hier hören.

Ungewöhnlich mutig
Einen Nachruf von Ulrich Waschki, Chefredakteur der Bistumszeitung Kirchenote, vom 21. April finden hier.

Der Unberechenbare
Einen Rückblick auf das Leben von Papst Franziskus von Stefan von Kempis vom 21. April auf Vatican News können Sie hier lesen.

Der Grenzgänger
ine weiterer Blick auf den verstorbenen Papst auf Vatican News vom 21. April finden Sie hier.

Der Seelsorger
Stefan von Kempis am 21. April auf Vatican News über das pastorale Wesen des Papstes. Zum Artikel kommen Sie hier.

Respekt der jüdischen Welt
Über Reaktionen aus dem Judentum berichtet Vatican News am 21. April hier.

Vom Ende der Welt nach Rom
Wie Franziskus das Papstamt und die Kirche verändert hat, analysiert Jan-Heiner Tück,Professor am Institut für Systematische Theologie und Ethik der Universität Wien, am 21. April in der Zeitschrift Communio. Hier können Sie den Artikel lesen.

Psalm der offenen Ohren
Heiner Wilmer, der Bischof von Hildesheim, hat ein Gebet nach dem Geschmack des verstorbenen Papstes geschrieben. Hier können Sie ihn finden.