Arbeitskreis Johannes Prassek
.
Wer ist Johannes Prassek?
Johannes Prassek wurde am 13. August 1911 in Hamburg geboren. Während des Theologiestudiums an der Jesuiten-Hochschule St. Georgen in Frankfurt freundete er sich mit dem aus Osnabrück-Haste stammenden Kommilitonen Adolf Grothaus an. Dieser lud Prassek in seine Heimat ein, wo die Familie Grothaus für Johannes Prassek wie eine zweite Familie wurde. So kam es auch, dass Johannes Prassek nach seiner Priesterweihe im Jahr 1937 seine Primiz, d. h. die erste Heilige Messe, in der Christus-König-Kirche in Haste zelebrierte.
Später, während seiner Zeit als »erster Kaplan« in der Lübecker Propsteikirche Herz Jesu, kümmerte sich Prassek auch gegen staatliche Verbote um ausgegrenzte, außenstehende und sorgenbelastete Menschen (z. B. polnische Zwangsarbeiter). Außerdem genoss er den Ruf eines ausgezeichneten Predigers. In seinen Ansprachen sowie in Gesprächskreisen mit Jugendlichen oder auch in Lübeck stationierten Soldaten versuchte er, seine Überzeugungen und seinen Protest gegen das Unrecht der nationalsozialistischen Herrschaft deutlich zu machen. Als Johannes Prassek einmal von besorgten Gemeindemitgliedern vor den Folgen seines Tuns gewarnt worden war, antwortete er: »Wir Priester müssen wenigstens den Mut haben, die Wahrheit zu sagen. Sonst glauben die Leute, das alles wäre in Ordnung. Was können sie mir schon tun?«
Verraten durch einen Spitzel, wurde Johannes Prassek am 18. Mai 1942 durch die Gestapo abgeholt. Mit ihm kamen die Kapläne Eduard Müller und Hermann Lange sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink in Haft. In den Vernehmungen bewies Johannes Prassek seinen unnachgiebigen Bekennermut. Briefe aus dem Gefängnis sowie Berichte von Zeitzeugen lassen erkennen, dass Prassek trotz der harten, zermürbenden Haftbedingungen und der bevorstehenden Hinrichtung seine Glaubensgewissheit und seine Warmherzigkeit für die Mitgefangenen und die außerhalb der Gefängnismauern um ihn bangenden Menschen nicht verlor.
Am 22. Juni 1943 wurde Johannes Prassek wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Rundfunkverbrechen, Zersetzung der Wehrkraft und landesverräterischer Feindbegünstigung zum Tod verurteilt. An diesem Tag schrieb er in sein Neues Testament: »Sit nomen Domini benedictum! [d. h. übersetzt: Der Name des Herrn sei gepriesen!] Heute wurde ich zum Tode verurteilt.«
Zusammen mit den Lübecker Kaplänen Hermann Lange und Eduard Müller sowie dem evangelisch-lutherischen Pastor Karl Friedrich Stellbrink gehört Kaplan Johannes Prassek zu den sogenannten Lübecker Märtyrern. Am 10. November 1943 wurden die vier Geistlichen um 18:20 Uhr, 18:23 Uhr, 18:26 Uhr und 18:29 Uhr im Hamburger Gefängnis Holstenglacis durch das Fallbeil enthauptet. Das Leben von Johannes Prassek war geprägt von großer Mitmenschlichkeit, ökumenischer Offenheit sowie einem starken Glauben an Gott.
Die Heilige Messe war für Johannes Prassek bis zu seinem Lebensende die innerste Quelle seiner Kraft. Davon zeugt ein aus seiner Gefangenschaft stammendes Schriftstück. Dort bedankt sich Prassek für Hostien und Wein, die man ihm in seine Zelle geschmuggelt hatte: »Wenn Sie wüssten, wie ich mich gefreut habe! Über die Nahrung, ja, aber erst über Hostien und Wein. Ich habe geheult wie ein kleines Kind vor Freude. Jetzt feiere ich jeden Morgen hier das heilige Opfer, so einfach, wie es selbst in den Katakomben wohl nicht einfacher ging.«
Die Kirchengemeinde Christus König hat ihrem 2005 eingeweihten Pfarr- und Jugendheim den Namen Johannes-Prassek-Haus gegeben. Der Johannes-Prassek-Arbeitskreis hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieser Namenswahl nachhaltig Impulse zu verleihen.
Seine Schwerpunkte sieht er darin, die Erinnerung an das Leben und Wirken des seligen Johannes Prassek wachzuhalten, Impulse zu setzen für ein aus dem Glauben motiviertes Eintreten für die Würde des Menschen, die ökumenische Offenheit und die Sensibilisierung der nachwachsenden Generation. Dies geschieht z. B. in jährlichen Vorträgen, Gestaltung von Gottesdiensten, durch die Patenschaft für den Stolperstein vor unserer Kirche und anderen Aktionen. Der Arbeitskreis trifft sich etwa fünf- bis sechsmal im Jahr.
.
Was macht der Arbeitskreis?
Eine Auswahl von Aktionen der letzten Jahre
10. November 2014
Lesung der Abschiedsbriefe der Lübecker Märtyrer
mit dem Schauspieler Oliver Meskendahl
im Dom
Kollekte für syrische Flüchtlinge
20. November 2014
»Die Lübecker Märtyrer – Woher kommt die Kraft zu widerstehen?«
Vortrag von Prof. Dr. Helmuth Rolfes
25. Juni 2015
»Geführte Wege«
Vom Stolperstein zum Mahnmal »Verbrannte Bücher«
Abschluss in Christus König mit Vorstellung der limitierten Grafik
von Dominikus Witte
20. November 2015
»Was ist der Mensch?«
Szenisches Spiel
der Schülerinnen und Schüler des 12. Jahrgangs
des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums in der Angelaschule
13. Februar 2016
Fahrt des AK Johannes Prassek
und einiger Gemeindemitglieder nach Leer
Kirchenführung und Treffen mit dem AK Hermann Lange
20. April 2016
Entscheidung des Preisgerichts für den Entwurf von Madeleine Dietz
im Rahmen der Neugestaltung der Christus-König-Kirche
25. Juni 2016
Weggottesdienst mit Stolperstein
Meditation in Christus König
und Eucharistiefeier mit Domkapitular Ansgar Lüttel
in St. Franziskus
10. November 2016
Vesper am Todestag der Lübecker Märtyrer
in Christus König mit ca. 80 Teilnehmern
Februar 2017
»Kirche am Weg«
2 QR-Tafeln an der Kirche und am Johannes-Prassek-Weg
13. März 2017
Gottesdienst zum 80. Weihetag von Johannes Prassek
im Dom
25. Juni 2017
Gedenkgottesdienst
im Dom
23. September 2017
Wiedereröffnung der Christus-König-Kirche
mit dem neuen Gedenkort für die Lübecker Märtyrer
13. März 2018
Vesper am Weihetag von Johannes Prassek
in Christus König
21. März 2019
Lesung mit Frau Jabs-Kiesler
aus ihrem Buch »Warum erinnern?
Eine Auswahl von Reden an Orten des Gedenkens 2003 – 2016«
im Johannes-Prassek-Haus
24. August 2019
Posteraktion mit dem Künstler Manfred Blieffert (Druckfahrrad)
und thematische Kirchenführung im Rahmen des Stadtteilfestes
Dezember 2020
Beitrag zum Online-Adventskalender
der Pfarrei Christus König
Frühjahr 2021
Neuer Kerzenständer am Gedenkort der Lübecker Märtyrer
in Christus König
März 2021
Film auf der Homepage zu Johannes Prassek
März 2021
Herausgabe eines Gebetszettels
11./12. März 2022
Gestaltung einer Gebetszeit
im Rahmen der »durchwachten Nacht« zum Ukraine-Krieg
in Christus König
10. Mai 2022
»Verbrannte Bücher – verbrannte Demokratie«
Veranstaltung der »Omas gegen rechts« im Literatenviertel Dodesheide.
Gestaltung einer Station zu Reinhold Schneider durch den AK Johannes Prassek
4. September 2022
Stolpersteine-Fahrradtour
im Rahmen der Sommerkirche der Pfarrei
10. November 2022
Gottesdienst am Todestag der Lübecker Märtyrer und Film
»Mord im Bürgerpark – Warum musste Bernhard Schopmeyer sterben?«
12. November 2022
Thematische Kirchenführung
mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Niedersachsens
17. Februar 2023
Gespräch mit Schülerinnen und Schülern des Projekts »Nie wieder«
der Alexander-Schule Wallenhorst
13. März 2023
Vesper am Weihetag von Johannes Prassek
im Kloster Nette
23. März 2023
Gespräch mit Schülerinnen und Schülern
der 10. Klasse der Angelaschule
25. Juni 2023
Friedensgottesdienst in Zusammenarbeit mit pax christi
in Christus König
und Kunstaktion mit Volker Johannes Trieb
auf dem Vorplatz der Christus-König-Kirche
10. November 2023
»Es muss noch viel stiller in uns werden …«
80. Todestag der Lübecker Märtyrer
Lesung (Roland Juchem) mit musikalischer Begleitung (Martin Holtgrewe) im Altarraum in Christus König.
Persönliche Schreiben aus dem Gefängnis, Kassiber (Geheimbotschaften) und die Abschiedsbriefe
der von den Nazis hingerichteten Priester standen im Mittelpunkt dieses Abends
17. Dezember 2023
Tag der offenen Kirchenkrippe mit der sogenannten »Lübecker Krippe«
in Christus König
20. Dezember 2023
Teilnahme an der »Wache der Solidarität«
vor der Synagoge
13. März 2024
Vesper am Weihetag von Johannes Prassek
im Kloster Nette
22. April 2024
Teilnahme an der »Wache der Solidarität«
vor der Synagoge
l. September 2024
»Drei Bänke. Drei Kirchen. Drei Standpunkte.«
Gottesdienst »Kein Platz für Antisemitismus« mit anschließendem Grußwort von Michael Grünberg
17. Oktober 2024
Teilnahme an der »Wache der Solidarität«
vor der Synagoge
.
Kontakt
Wilfried Sondermann
0541 67534