Ein Jahr nach der Zukunftswerkstatt liegen
Pläne auf dem Tisch

Was wird denn nun aus den Plänen für St. Franziskus? Wer diese Frage stellt, der musste sich im letzten Jahr in Geduld üben. Mittlerweile ist es über ein Jahr her, dass Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat in einer Zukunftswerkstatt Ideen für die Kirche entwickelt und den Beschluss gefasst haben, zunächst die Option des Umbaus in ein Kolumbarium zu prüfen. Nun, Anfang März 2025, können wir sagen: Wir sind einen großen Schritt weitergekommen.

Was ist in der Zwischenzeit passiert? Zum einen wurden Gespräche mit Vertreter:innen der Stadt Osnabrück geführt – Friedhofsangelegenheiten sind immer auch Aufgabe der Kommunen. Außerdem gab der Kirchenvorstand eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, die das Speller Architekturbüro B-Werk erarbeitet hat. Erste Entwürfe für das Kolumbarium sind entstanden. Sie berücksichtigen Vorgaben des Denkmalschutzes ebenso wie sie das theologische Konzept des Kirchengebäudes mit seinen drei Lichthöfen bewahren, das wir uns in den letzten Jahren mehr und mehr erschlossen haben. Auch eine erste Kalkulation der potenziellen Kosten liegt vor. Bischof Dominicus war vor Ort und hat grünes Licht gegeben für das Vorhaben, das von der Abteilung Kirchengemeinden im Generalvikariat fachlich begleitet wird, sich aber aus den Einnahmen des Kolumbariums selbst tragen muss.

Ein offener Ort für alle

All dies zu klären, hat Zeit gebraucht, war aber wichtig, damit die Planungen nun auf einer guten Grundlage weitergehen können. Am 8. Januar kamen die Gremien der Pfarrei erneut zusammen, um für den weiteren Weg zwei wichtige Fragen zu entscheiden: Soll das Kolumbarium geöffnet werden auch für nicht-christliche Bestattungen, können also (so der Arbeitstitel) »alle Menschen guten Willens« dort beigesetzt werden? Und: Soll die Kirche voll- oder teilprofaniert werden?

Beide Beschlüsse fielen eindeutig aus: Mit einer Enthaltung stimmten Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat dafür, dass das Kolumbarium St. Franziskus ein Ort werden soll, der geöffnet wird für »alle Menschen guten Willens«, die sich eine Urnenbestattung in der Kirche wünschen, also auch für Nicht-Christ:innen. Dafür sprechen wirtschaftliche Gründe, dafür spricht auch der Sozialraum Dodesheide mit der großen Vielfalt der hier lebenden Menschen. Wir sehen die Öffnung, deren Konkretisierung in einer Satzung erfolgen wird, zudem als Weiterentwicklung des Gedankens der Architekten Rudolf und Maria Schwarz, die die Kirche in den 1960er-Jahren als »Stadt in der Stadt« erdacht haben. Und zu dieser Stadt gehören im Jahr 2025 immer mehr Menschen, die keiner Kirche (mehr) angehören.

Ebenfalls mit einer Enthaltung stimmten die Vertreter:innen der Gremien für eine Vollprofanierung der Franziskuskirche. Diese hat insofern Vorteile, als dass die Friedhofsgebühren, die durch das Kolumbarium erzielt werden, dann zur Unterhaltung des kompletten Gebäudes genutzt werden können. Bei einer Teilprofanierung müsste der nicht-profanierte Teil weiterhin aus dem Haushalt der Pfarrei Christus König finanziert werden. In Zeiten stark sinkender Einnahmen halten wir dies nicht für verantwortungsvoll, zumal sich in der Nutzung des Gebäudes durch die Vollprofanierung kaum etwas ändert: Natürlich wird es im Kolumbarium einen Gottesdienstraum und auch einen Taufort geben. Altar und Ambo bleiben an ihrem Platz. Weiterhin kann Liturgie in all ihren Formen gefeiert werden, auch die Messe/Eucharistie. Der Unterschied ist einzig und allein, dass in der vollprofanierten Kirche der Tabernakel leer sein wird.

Wir brauchen Sie!

Ausgehend von diesen Grundsatzentscheidungen geht es nun in Arbeitsgruppen weiter. Diese werden sich mit den Themen »Satzung«, »Finanzen«, »Architektur« und »Öffentlichkeitsarbeit« beschäftigen. Alles greift ineinander: Menschen müssen für die Idee gewonnen werden, im künftigen Kolumbarium St. Franziskus eine Urnenkammer zu kaufen, und zuvor wissen, wie das Kolumbarium aussehen wird, welche Vorgaben für den Kauf und die Bestattung bestehen und welche Kosten zu erwarten sind.

Es gibt also weiterhin viel zu tun: Für die Umsetzung der nun anstehenden Aufgaben werden wir wiederum Zeit und haupt- und ehrenamtliche Ressourcen brauchen. Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat hoffen aber, in diesem Jahr einen entscheidenden Schritt weiterzukommen und am Ende sagen zu können, dass die Realisierung des Kolumbariumsvorhabens greifbarer wird. Dazu brauchen wir auch Sie: Beschäftigen Sie sich doch einmal mit der Frage, ob Sie sich vorstellen können, in der Franziskuskirche eine Urnenkammer zu erwerben. Und erzählen Sie anderen von dem Kolumbariumsvorhaben, an dessen Konkretisierung jetzt weitergearbeitet wird. Wir halten Sie über neue Entwicklungen auf dem Laufenden und kommen gerne mit Ihnen ins Gespräch!

Simone Kassenbrock
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Kolumbarium

Das Wort Kolumbarium stammt aus dem Lateinischen und bedeutet ursprünglich Taubenschlag. Wegen der optischen Ähnlichkeit wurden bereits altrömische Grabkammern mit übereinander angeordneten Grabnischen als Kolumbarium bezeichnet. Vor allem in südlichen Ländern gehören Kolumbarien schon sehr lange zur Bestattungskultur. Zunehmend werden auch Kirchen für diese Form des Begräbnisses genutzt, zumal der Auferstehungsglaube zum Kern des Christentums gehört und die Sorge um Tote und Hinterbliebene von jeher zu den wichtigen Aufgaben einer Gemeinde zählt.

Profanierung

Profanierung bedeutet die Entwidmung (oft fälschlich als Entweihung bezeichnet) eines sakralen Gebäudes. Im Gegensatz zu sakral (heilig) bedeutet profan weltlich (von lateinisch profanus: ungeheiligt, genauer: sich vor dem Heiligtum befindend, aus lateinisch fanum (heiliger Ort) und pro- (vor-)). Nach katholischem Kirchenrecht schließt die Profanierung einer Kirche nicht aus, dort auch weiterhin Gottesdienste zu feiern. Eine Profanierung ist lediglich die Voraussetzung dafür, dass an diesem Ort ein Friedhof errichtet werden kann.

»Alle Menschen guten Willens«

Wenn Päpste in wichtigen Dokumenten nicht nur Katholikinnen und Katholiken ansprechen wollen, wenden sie sich gerne an »alle Menschen guten Willens«, an jene also, die (ganz gleich, ob religiös gebunden oder nicht) offen sind für das, was über die Grenzen der eignen Weltanschauung hinausgeht, und auf das alle Menschen Verbindende blicken. St. Franziskus soll ein Ort werden, an dem alle Menschen, die eine solche Sicht teilen, ob sie nun gläubig sind oder nicht, bestattet werden können.