Pfingstmontagsgottesdienst
im Kloster Nette

Am Pfingstmontag war es wieder so weit: Mehrere hundert Menschen aus unseren Stadtteilen und darüber hinaus hatten sich im Garten des Klosters Nette versammelt, um über die Konfessionsgrenzen hinweg Pfingsten zu feiern.

Die Sonnenbrandgefahr hielt sich wetterbedingt zumindest anfangs in Grenzen. Von brennenden Herzen war dann jedoch mit Blick auf die Erfahrungen der Emmausjünger auf ihrem Weg weg von Jersalem die Rede, vom Wirken des Heiligen Geistes und – für manche sicher unerwartet – vom Glauben an den eiligen Geist, vom Glauben an das Geld nämlich.

Darüber sprache Pastor Jan-Henry Wanink aus der evangelisch-reformierten Gemeinde in seiner Predigt:

Und diesen Geldglauben bekenne und erlebe ich jeden Tag zigmal, völlig unbewusst und selbstverständlich. In dutzenden von Wandlungen. Indem ich der Frau hinter der Theke eine runde Scheibe gebe und diese Scheibe sich – hokuspokus – in eine Brötchentüte wandelt.

Wir freuen uns, wenn wir endlich einmal ökumenisch die Wandlung feiern können. In der Ökumene des Geldes feiern jeden Tag Heiden und Christen, Muslime und Hindus, Männer und Frauen und alle dazwischen und darüber hinaus ganz nebenbei und völlig selbstverständlich das Abendmahl der Asche. Wandlung durch Kauf. Wandel durch Handel.

Der Kreditglaube lebt davon, dass er die natürlichen Grenzen und den Tod leugnet, dass er selbst ewig in den Himmel wachsen will und wachsen muss. Wir leben in diesem Glauben, dass wir immer noch ein Stockwerk draufsetzen können, dass das Feuerwerk immer weiter brennt und nicht doch irgendwann nur Asche übrigbleibt.

Ein wenig davon hab ich vorgestern im Wort zum Sonntag in der NOZ dazu schon geschrieben und vielleicht haben sie es gelesen und das gedacht, was der eine oder andere jetzt vielleicht denkt: Was hat der Mann getrunken? Oder: war die Grasfreigabe wirklich eine gute Idee? Das kann ich nachvollziehen, aber dann fühle ich mich in pfingstlich guter Gesellschaft.

Es gibt ja viele sogenannte bewusstseinserweiternde Drogen, von Bier und Wein über jetzt auch ganz legal Gras bis hin zum Eurovision Song Contest.

Aber alle Drogen haben ja eins gemeinsam: Sie erweitern nicht das Bewusstsein, sondern die Realität wird eingeschränkt und verzerrt wahrgenommen. Haben Sie vielleicht auf der Maiwoche nochmal zur Kenntnis nehmen können. Und auch Geld schränkt unsere Realität auf reine Zahlen ein, indem wir nur noch das wahrnehmen und wertschätzen, was sich kaufen und verkaufen lässt.

Die christliche Hoffnung ist ein Heilmittel, das den Blick für die Realität nicht trübt, sondern schärft. Die die Asche des Lebens, unsere Grenzen und den Tod nicht unter den Teppich kehrt und den Schmerz nicht vergessen macht, sondern die die Asche wahrnimmt und den Schmerz umarmt und mit ihm geht. Die Botschaft des Auferstandenen ist das einzige Medikament, zu dessen Risiken und Nebenwirkungen sie nicht die Packungsbeilage sondern die Evangelien lesen können und zu denen Sie nicht nur ihren erstaunten Apotheker sondern jede Person befragen können und sollten, die getauft ist.

Komplett nüchtern und doch leicht beschwipst durchs Leben gehen, mit Geld in der Tasche in dem Wissen, dass diese Kohle auch nur Asche ist. Mit gebrochenem und doch brennendem Herzen mal allein, mal zu zweit und unbemerkt genug zu dritt einen Weg wandern, der hinter der nächsten Biegung schon mit der nächsten Überraschung aufwartet – ist das nicht schön?

Unterstützt wurde die ökumenische Pfingstliturgie durch den Posaunenchor der evangelisch-reformierten Gemeinde unter Leitung von Silke Nagel, vom Arbeitskreis Ökumene und dem Kindergottesdienstteam der evangelisch-lutherischen Gesamtkirchengemeinde An der Nette sowie durch viele weitere Helferinnen und Helfer.

Am Ende waren sich bei kühlen Getränken und kleinen Snacks bei dann doch drohendem leichtem Sonnenbrand viele schnell einig: Es war wieder schön!

Der Erlös der Kollekte, die zu gleichen Teilen für soziale Projekte der Netter Schwestern und Solwodi (Solidarität mit Frauen in Not) verwendet wird, beträgt 2.176,79 €. Allen Spenderinnen und Spendern gilt unser herzlicher Dank!

Alexander Bergel

.
Die ganze Predigt von Jan-Henry Wanink
können Sie hier lesen.

Einige Bilder des Gottesdienstes
finden Sie hier.